"Digitale Transformation ist eine unternehmerische Führungsaufgabe!"

Digitalisierung bedeutet für Erdem Galipoğlu die grundlegende Veränderung zahlreicher Prozesse in Wirtschaft und Gesellschaft. Als Dozent an der DAV vermittelt er zukünftigen Führungskräften in Transport und Logistik, was dafür in der Praxis gefragt ist.

"Digitalisierung hat das Potenzial, Rollen und Vorgehensweisen in Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend zu verändern, und ist damit auch ein maßgeblicher Auslöser von Innovationen", sagt Dr. Erdem Galipoglu, Jahrgang 1988, Wirtschaftsingenieur und Projektleiter im Dock One, dem Bremer Digital- und Innovationslabor der Lenze-Gruppe, einem Anbieter von elektrischen Antriebslösungen und Automatisierungssystemen mit Sitz in Hameln. Als freiberuflicher Dozent vermittelt er DAV-Studierenden Inhalte mit dem Schwerpunkt "digitale Transformation". Ihm ist v. a. wichtig, den Nachwuchs-Führungskräften aufzuzeigen, dass es in der Praxis Berührungspunkte mit allen Unternehmensbereichen gibt - weshalb für die digitale Transformation ein sehr breites, bereichsübergreifendes Wissen und die Zusammenarbeit verschiedener Akteure erforderlich ist. "Die wichtigste Voraussetzung ist ein grundlegendes Verständnis von digitalen Technologien, Geschäftsprozessen und Geschäftsmodellen."

 

Nicht nur ein technisches Thema!

 

Als Gestalter des digitalen Wandels sollte man hochmotiviert sein, die Veränderung als Chance begreifen und Geschäftsmodelle sowie die zugrunde liegenden Prozesse und Strukturen mit den Möglichkeiten digitaler Technologien neu denken können.

 

"Digitale Transformation ist damit nicht nur ein technisches Thema, sondern unternehmerische Führungsaufgabe, für die man Studierende und Praktiker gleichermaßen sensibilisieren muss", so Galipoglu. Im Rahmen seiner Tätigkeit im Dock One leitet er Innovationsprojekte im Bereich Industrie 4.0 und ist für das strategische Innovationsmanagement verantwortlich. Zudem betreut er Forschungs- und Entwicklungsprojekte, in denen der Fokus darauf liegt, innovative Technologien anzuwenden, um digitale Produkte und Leistungen sowie zugehörige Geschäftsmodelle zu entwickeln. "Dadurch habe ich täglich mit den neuesten Technologien zu tun und probiere die innovativsten Methoden aus dem Silicon Valley aus."

Theorien praktisch vertiefen: In der Arbeit mit den Studierenden in Bremen setzt Galipoglu stark auf Übungen mit praxisnahen Fallstudien und semesterbegleitenden Projekten, um die Theorien, Konzepte, Methoden und Instrumente in den Lehrveranstaltungen praktisch zu vertiefen. "Konkret heißt das: Die Studenten und Studentinnen können eigene Aufgaben aus ihrer Berufspraxis in die Vorlesung einbringen. Die durchdenken wir mit dem Design-Thinking-Ansatz in Gruppenarbeit und suchen nach Möglichkeiten, sie mithilfe digitaler Technologie zu lösen, um sie dann durch geeignete Geschäftsmodelle in Wert zu setzen."
 
Zukunft aktiv gestalten
 
Erdem Galipoglu glaubt, dass es in Zukunft kaum ausreichen wird, bestehende Prozesse zu digitalisieren, um bestehende Geschäftsmodelle an die hochdynamischen Märkte anzupassen und im globalen Wettbewerb mitzuhalten. "Vielmehr ist es erforderlich, einen digitalen Transformationsprozess in Leistungsangebot, Leistungserstellung und Kundeninteraktion zu durchlaufen. Dies wird sowohl Branchenriesen als auch kleine und mittelständische Unternehmen gewaltig ins Wanken bringen."
Er findet es spannend, diese Veränderungen zu beobachten und auch mitzugestalten. Seine Studierenden können das ebenfalls tun: Sie können die Chancen digitaler Technologien ergreifen und damit die Zukunft in Handel, Logistik und Industrie gestalten. (Quelle: BVL Magazin, 04/2020. Fotos: www.dock.one / encoway GmbH)