Zu Hause in North Carolina: Karriere in den USA

Logistik ist auf der ganzen Welt ein Thema. Umso gefragter sind gut ausgebildete, erfahrene Fachleute, ob in Deutschland, Europa oder Fernost. Tanja Betz-Vossen hat ihren Abschluss 2006 an der DAV in Bremen gemacht und ist mittlerweile Vice President eines US-amerikanischen Logistikdienstleisters.

Frau Betz-Vossen, warum sind Sie an die DAV gekommen?
Mein Abitur habe ich in Stuttgart absolviert und bin im Anschluss meinem Traum des Medizinstudiums nachgegangen. Innerhalb des ersten Semesters merkte ich aber, dass mein fast 20-jähriger Traum eher eine schöne Illusion und in der Umsetzung nicht das Richtige für mich war.

Somit stellte sich die Frage: Was nun? Ich komme aus einer Logistik-Familie, und daher lag es nah, diesen Weg, zugegebenermaßen als Plan B, zu gehen. Die DAV hat in der Branche einen sehr angesehen Ruf, und von daher war für mich klar, dass ich nach meiner Lehre hier Logistik und Transportwesen studieren wollte. Nach einer sehr lehrreichen und spannenden Zeit in Bremen ging es dann für mich in die USA zu American Emo Trans in Charlotte, North Carolina. Hier arbeite ich noch heute und bin mittlerweile Vice President.
Was ist spannend an der aktuellen Tätigkeit?
Wir sind bei American Emo Trans ein sehr familiäres Team, und ich freue mich jeden Tag auf die Herausforderungen, die wir gemeinsam mit unseren Kunden meistern. Das Spannende an meinem Job ist, dass jede Sendung und jeder Kunde individuell ist: Gerade in der Logistik-Branche ist viel Flexibilität gefordert. Die Logistik ist heutzutage so viel mehr als nur der reine Warentransport. Gerade diese ganzheitlichen "Logistik-Konzepte" für den einzelnen Kunden zu erstellen finde ich so interessant und herausfordernd.
 
Wie unterscheidet sich der Arbeitsalltag in den USA von dem in Deutschland?
Generell ist der Arbeitsalltag in den USA etwas freundlicher. Gerade in den Südstaaten wird sehr viel Wert auf Höflichkeit und einen freundlichen Umgang gelegt. Als Herausforderung sehe ich, dass es in den USA teilweise an fundiertem Wissen mangelt, da es im Vergleich zu Deutschland kein vergleichbares Ausbildungssystem gibt.
Wie gestalten Sie Ihre Freizeit in North Carolina?
Ich bin mittlerweile mit einem Amerikaner verheiratet und wir haben zwei Kinder. Das Wetter in Charlotte (Foto) ist eigentlich immer schön, deswegen kann man viele Aktivitäten draußen und im Wasser machen … Bezüglich Lebensqualität und Freizeitangebot wird einem hier sehr viel geboten!
 
Inwieweit ist die DAV an Ihrer jetzigen Position beteiligt?
An der DAV habe ich mein Studium absolviert und die Grundlagen für mein heutiges Wissen geschaffen. Auch heute sind diese Grundlagen in meinem Job noch immer sehr wichtig und vorteilhaft.
 
Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Mittlerweile habe ich meinen kompletten Lebensmittelpunkt in den USA und bin hier sehr glücklich. Für die Zukunft freue ich mich, gemeinsam mit American Emo Trans zu wachsen und neue innovative Logistik-Lösungen für unsere Kunden ausfindig zu machen.
 
Was sind Ihre Tipps für Studienanfänger oder Auszubildende im  logistischen Umfeld?
Die Logistik ist ein sehr spannendes Arbeitsfeld und ich freue mich, dass ich diesen Weg gegangen bin. Wichtig ist, dass man sich genau den Bereich der Logistik aussucht, für den man auch eine Leidenschaft hat. Wenn ich einen Tipp an junge Logistiker und Logistikerinnen weitergeben kann, dann ist es der, trotz Digitalisierung den persönlichen Kontakt zu den Kunden nicht zu verlieren. Zudem kann ich nur jedem raten, die Internationalität dieser Branche zu nutzen und gerade auch in jungen Jahren Auslandserfahrung zu sammeln.
 
Können Sie noch ein typisches Fettnäpfchen teilen, in das Europäer in den USA  gerne treten?
Aus eigener Erfahrung: Wenn ein Südstaatler sagt „You should come by this saturday!“ gilt das nicht immer tatsächlich als ernstgemeinte Einladung – das sollte man nicht alles zu wörtlich nehmen.